Meine Eltern - My Parents
Ein Film von Benedikt Fischer
Hintergrund
"Darf ich das Leben meiner Eltern
vor Fernsehpublikum ausbreiten?"
Einen Film zu machen über die eigenen Eltern
ist schon etwas Besonderes.
Aber: Darf ich das überhaupt,
das Leben meiner Eltern vor Fernsehpublikum ausbreiten?
Klar, ich hatte meine Eltern um Erlaubnis gefragt - aber wie weit
ich gehe, wieviel Schmerzliches ich "ausplaudern" muß, soll, darf...
das war mir anfangs noch nicht klar.
Bislang hatte ich immer mit fremden Menschen gearbeitet -
Menschen, die ich kurz kennengelernt hatte, um dann einen Film
über sie zu machen.
Aber das hier war eine völlig neue Situation, eigentlich viel zu dicht dran
an mir und meinem Leben.
Denn meine Eltern sind krank, behindert:
Mein Vater ist dement und erkennt mich oft nicht mehr,
lebt im Pflegeheim, kann kaum noch laufen oder sprechen.
Meine Mutter hatte eine Hirnblutung vor 7 Jahren.
Seitdem sitzt sie im Rollstuhl, halbseitig gelähmt.
Ihr linker Arm und ihr linkes Bein sind nicht nur nicht zu gebrauchen,
sondern ziehen als steifer, schwerer Ballast am Rest des Körpers.
Dennoch lebte meine Mutter bis vor kurzem alleine zuhause
und kämpfte mehr als 6 Jahre gegen die Versteifung ihres Körpers an
und damit gegen Bettlägerigkeit und Sterben.
Meine Eltern brauchen Hilfe und Trost - aber keinen Film über sie,
dachte ich immer wieder und fühlte mich fast ein wenig schäbig dabei,
ein Stück ihrer verbleibenden Lebenszeit mit Dreharbeiten zu vergeuden.
Aber letztlich ging alles gut: Der Film bzw. die Arbeit daran
hat viel bewegt in uns dreien...und auch bei meinem Bruder,
der bei dieser persönlichen Auseinandersetzung zwischen mir und
unseren Eltern notgedrungen zurückstehen musste.
Mein Verhältnis zu meinen Eltern hat es gestärkt - womit ich nicht gerechnet hätte.
Ich denke, wenn sie eines Tages sterben,
werde ich das jetzt ein bißchen besser akzeptieren können.
Die Frage, ob meine Eltern "Vorbilder" sind
und ob sie es jetzt noch sein können in ihrem Zustand,
hat mich persönlich eigentlich nie interessiert.
Vorbild JA oder NEIN war allerdings eine Frage,
die es erlaubte, meine Eltern im Film
auf den Prüfstand zu stellen.
In der Version "Die Ehre meiner Eltern" geht es um
das christliche Gebot: "Du sollst Vater und Mutter ehren".
Damit hatte ich mich auch noch nie beschäftigt...zumal
mir der Begriff "ehren" sehr suspekt ist.
Bis ich feststellte, daß "ehren" oder "Ehre" im Begriff "ehrlich" steckt.
Damit konnte ich etwas anfangen:
Ehrlich sein miteinander, auch wenn's manchmal weh tut.
Also: Warum "ehren"?
Weil ich wissen will, wer ich bin und woher ich komme.
Meine Eltern "ehren" heißt für mich jetzt auch:
Ein Stück weit mich selber "ehren", auf mich achtgeben
und das Leben ein bißchen besser begreifen lernen.
So hatte ich bisher noch nie nachgedacht über das 4. Gebot.
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